Bauen erst in fünf Jahren?

Eine knappe Einstimmen-Mehrheit in der Gemeindevertretung Hammersbach hat einen Kompromissvorschlag der SPD zum Thema Neubaugebiete abgelehnt. Stattdessen beschlossen Grüne und CDU, ausschließlich am Neubaugebiet am Köbler Weg festzuhalten. Ein zweiter Bauabschnitt „Auf der großen Burg“ in Marköbel wurde durch die Koalition abgelehnt.

Eine lange Vorgeschichte

Dezember 2019: Die SPD beantragt eine Machbarkeitsstudie für das Baugebiet “Auf der großen Burg“. Die CDU stimmt mit.

März 2021 (vor der Kommunalwahl): die GeVe beschließt einstimmig für den ersten BA “Auf der großen Burg“ einen Bebauungsplan aufzustellen.

September 2021: die neue schwarz-grüne Koalition verhindert in der Gemeindevertretung die öffentliche Vorstellung der Machbarkeitsstudie und beantragt eine weitere Studie für ein Baugebiet im Ortsmittelpunkt.

Juni 2022: „Die Koalition beabsichtigt, dass die Hammersbacher Bevölkerung darüber entscheiden soll, an welcher Stelle ein neues Wohngebiet ausgewiesen werden soll.“ (Begründung zum Antrag vom 14.06.2022). Beide Machbarkeitsstudien (Ortsmittelpunkt/Große Burg) sollen zusammen vorgestellt werden, damit die Bürgerinnen und Bürger ihre Entscheidung treffen können. Das ist nie geschehen! Die Koalitionäre müssen ihr Versprechen wohl vergessen haben.

Die SPD wartet und wartet und wartet…

Mai 2024: Die SPD beantragt, beide Baugebiete zu entwickeln.

September 2024: Die schwarz-grüne Koalition lehnt das ab. Sie möchte nur das „Premium-Baugebiet“ im OMP entwickeln. So wird es beschlossen.

Was dafür spricht, beide Baugebiete in Angriff zu nehmen

Wir wollen die Nachfrage in für unsere Gemeinde verkraftbarem Umfang zügig bedienen. Zunächst soll ein weiterer Abschnitt im Baugebiet „Auf der großen Burg“ erschlossen werden. Dieses Baugebiet befindet sich bereits lange im Flächennutzungsplan und kann deshalb am schnellsten umgesetzt werden.

In der Machbarkeitsstudie heißt es dazu: „Schwerpunkt … ist die Entwicklung eines … Konzeptes, in dessen Fokus die Ausweisung von … bedarfsorientiertem und bezahlbarem Wohnraum insbesondere für junge Familien“ steht. Aufbauend auf dem von der Gemeinde formulierten Bedarf soll ein Allgemeines Wohngebiet mit Ein- und Doppelhäusern, sowie vereinzelten Reihenhäusern und barrierearmer Geschosswohnungsbau mit bis zu 80 m² entstehen.“

Das Baugebiet „Auf der großen Burg“ bietet eine extrem ruhige Lage. Freizeitorte (Wald, Weinberg, Römerspielplatz, Spielplatz an der Dammbrücke) sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad leicht zu erreichen. Auch in die Ortsmitte von Marköbel gibt es kurze Wege. Das sind gute Standortfaktoren. Die Machbarkeitsstudie hat auch gezeigt, dass der Verkehr problemlos über die bestehenden Straßen fließen kann.

Weiter sind die Wege zum Ortsmittelpunkt (Kindergarten, Schule, Sportanlage, Rathaus).

Bautechnische Hindernisse sind kaum zu erwarten. Nur die Archäologie könnte wie überall in Marköbel die Entwicklung verzögern.

Für das Bauland müssen Wiesen und Weiden aufgegeben werden. Für diesen Verlust muss die Gemeinde einen ökologischen Ausgleich nachweisen.

Man sieht, das Baugebiet „Auf der Großen Burg“ bietet etliche Vorteile, hat aber auch einige Nachteile.

Vor- und Nachteile auch im „Ortsmittelpunkt“.

Die Machbarkeitsstudie zeigt auch hier, dass eine vielfältige Bebauung möglich ist, die dem Bedarf entspricht.

Zu Fuß und mit dem Fahrrad sind öffentliche Einrichtungen schnell erreichbar (Kindergarten, Schule, Sportanlage, Rathaus). Es soll aber keinen direkten Anschluss zum Ortmittelpunkt mit dem Auto geben. Dafür ist allein ein Anschluss an die Landesstraße zwischen Marköbel und Langen-Bergheim vorgesehen.

Die Erschließung über die Landesstraße wird den innerörtlichen Verkehr entlasten, aber sicher ein großer Kostenfaktor sein. Hier sind aufwändige Baumaßnahmen zu erwarten. Voraussichtlich muss entlang der Landesstraße auch noch für den Lärmschutz gebaut werden. Ebenso schwierig und teuer wird die Entwässerung sein. Eine Versickerung vor Ort und Zisternen werden das nicht verhindern können.

Das sind Kostentreiber, die den Quadratmeterpreis für die Grundstückskäufer deutlich nach oben treiben werden. Das „Premium-Baugebiet“, wie es schon enthusiastisch genannt wurde, wird leider premium-teuer. Das ist sicher hier der größte Nachteil.

Ein weiterer Nachteil kommt hinzu. Für das Gebiet muss sowohl ein Zielabweichungsverfahren wie auch ein Änderungsverfahren zum Regionalen Flächennutzungsplan durchgeführt werden. Das ist aufwändig und wird dauern. Vertreter der Koalition sprachen in der Gemeindevertretung von fünf Jahren.

Für das Bauland muss hier gutes Ackerland aufgegeben werden. Auch dafür muss die Gemeinde einen ökologischen Ausgleich nachweisen.

Die schwarz-grüne Koalition lobt zudem, dass Hammersbach hier endlich zusammenwächst. Angesichts der isolierten Lage halten wir das nicht für ein brauchbares Argument. Und ohnehin denken wir, dass Hammersbach längst zusammengewachsen ist.

Beides wäre machbar

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