Die „Windkraftmonster“ haben ausgedient!

Die Windkraftmonster haben ausgedient! Wer hätte das gedacht! Es ist noch keine zwei Jahre her, dass die örtliche CDU wie entfesselt gegen Windkraftanlagen auf Hammersbacher Gebiet wütete und die SPD Mühe hatte, sachliche Töne in die Debatte einzubringen. Jetzt ist es plötzlich möglich, in der Gemeindevertretung einen gemeinsamen Grundsatzbeschluss zur Prüfung der Realisierung eines Windparks Hammersbach/Ronneburg/Neuberg zu fassen.

Auch wenn es der Fraktionsvorsitzende der CDU nun nicht mehr ganz wahr haben wollte, bleibt es doch eine Tatsache, dass die CDU am 19. März 2010 einen Antrag stellte, der Stadt Nidderau „unmissverständlich“ mitzuteilen, „dass die Gemeinde Hammersbach die Verwirklichung von Windkraftanlagen auf Hammersbacher Gemarkung ablehnt“. Die benachbarte Stadt Nidderau sollte sogar aufgefordert werden, „die Realisierung von Windkraftanlagen auf ihrer Gemarkung zu unterbinden.“ In der Antragsbegründung hieß es weiter: „Die CDU Fraktion spricht sich eindeutig gegen Windkraftanlagen auf ihrer Gemarkung aus. Es sollen alle Möglichkeiten genutzt werden, um Windparks auf und an unserer Gemarkung zu verhindern.“…“Die Gemeindevertretung muss sich deshalb unmittelbar, schnell und eindeutig gegen die Verwirklichung von Windkraftanlagen aussprechen.“

Die Hammersbacher Sozialdemokraten setzten damals ihre Schwerpunkte schon anders. Fraktionsvorsitzender Wilhelm Dietzel wies in seiner Stellungnahme vor der Gemeindevertretung zwar darauf hin, dass die SPD an der Errichtung von WKA an dem in Rede stehenden Nidderauer Standort „in keiner Weise interessiert ist“, aber er machte auch klar: „Wir teilen nicht die Sankt-Florians-Philosophie der örtlichen CDU, die Windkraft überall für möglich hält, nur nicht in Hammersbach. Wir alle hier tragen eine Mitverantwortung für den Ausbau erneuerbarer Energien in unserer Region und in Hessen. Dazu gehört die Windkraft […]. Es ist daher falsch, Windkraftanlagen für unseren Raum so grundsätzlich und bedingungslos abzulehnen, wie die CDU es hier tut.“

Folgerichtig forderte die SPD in ihrem Wahlprogramm wenig später eine „unabhängige Energieversorgung durch erneuerbare Energien“. Sofort nach der Kommunalwahl 2011 beantragte die SPD dann auch die Erarbeitung eines zukunftsfähigen lokalen Energiekonzepts für Hammersbach. Nach der Katastrophe von Fukushima und der Merkelschen Wende in der Atompolitik bewegte sich dann endlich auch die örtliche CDU. In der Haushaltsdebatte im Dezember 2011 ließ der CDU-Fraktionsvorsitzende erkennen, dass das Windkraft-Tabu gefallen sei.

Im Februar 2012 war nun ein gemeinsamer Beschluss möglich. Die Gemeinden Hammersbach, Ronneburg und Neuberg prüfen jetzt, ob ein interkommunaler Windpark möglich ist und in welcher Weise die Bürger Beteiligungen hieran erwerben können. „Die Anlagen würden einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der Klimaschutzziele und zum selbstgesetzten Ziel einer langfristig autarken, dezentralen Energieversorgung auf regenerativer Basis beitragen“, heißt es in der Antragsbegründung des Gemeindevorstandes. Nach Berechnungen der Fachhochschule Frankfurt benötigt die Gemeinde Hammersbach zur 100-prozentigen Abdeckung des privaten Stromverbrauchs rechnerisch drei Windkraftanlagen. Bei einer geringen Nutzung von Biomasse und Solarenergie genügen rechnerisch zwei Anlagen. Mit Solarenergie alleine sind die Ziele nicht erreichbar. Sie deckt derzeit etwa 6 % des privaten Stromverbrauchs in Hammersbach.

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