Haushalt 2002 mit Mehrheit beschlossen

Mit der Mehrheit der SPD-Fraktion wurde am 11. Dezember in der Gemeindevertretung der Haushalt der Gemeinde für das kommende Jahr beschlossen. Anträge zum HH lagen von BBH, CDU und SPD vor. Die meisten Anträge hatte die CDU gestellt, in der Mehrheit allerdings längst bekannte Wiederholungen aus den vergangenen Jahren.

Die wichtigsten Beschlüsse:

  • Bereitstellung der Mittel für den Ankauf und die Umgestaltung des Saales Reul

  • Senkung der Abfallgebühren um rund 2 %

  • Anhebung der Abwassergebühren auf 2,70 €/cbm

Nach den Einzelabstimmungen über die Fraktionsanträge beschlossen die ermüdeten Parlamentarier den Haushalt. Die sonst üblichen Reden mit einer politischen Gesamteinschätzung der kommunalen Finanzlage entfielen diesmal aufgrund eines kleinen Regiefehlers der Gemeindevertretervorsitzenden Ursula Dietzel. Für die SPD-Fraktion kann das nachgeholt werden. Hier das Protokoll der ungehaltenen Haushaltsrede des Fraktionsvorsitzenden:

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte Damen und Herren,

Vor wenigen Monaten wurde in Hammersbach eine neue Gemeindevertretung gewählt und die Fraktionen sind zum Teil personell erheblich verändert zusammengesetzt. Da könnte doch ein frischer Wind durch Parlament wehen!

Was geschieht stattdessen?

Was ich schon im letzten Jahr beklagt habe, wiederholt sich erneut: die Gemeindevertretung befindet sich seit mehreren Jahren in einem Stadium der Wiederholung. Wir lesen die immer gleichen Anträge mit immer gleichen Begründungen. Die Kontroverse über Windelsäcke, Änderung der Vereinsförderungsrichtlinien, Fuß- und Radwege oder höhere Ansätze für die Kanalsanierung verfolgt uns auch im neuen Jahrtausend - und das, obwohl sich hin und wieder sogar neue Erkenntnisse ergeben müssten. Warum z.B. das CDU-Fuß-und-Radwege-Projekt durch eine funkelnagelneue Rad- und Wanderkarte und gut ausgebaute Wegeverbindungen überholt wurde und dennoch zur Wiedervorlage gelangt, erschließt sich nicht jedem auf Anhieb. Und warum gebetsmühlenhaft höhere Ansätze im Investitionsprogramm für die Sanierung der Kanalisation eingefordert werden, obwohl in dieser Beziehung inzwischen außerordentlich bemerkenswerte Fortschritte gemacht und insgesamt seit 1997 satte 1,7 Millionen Mark investiert wurden, bleibt ebenfalls rätselhaft.

Ich glaube, ich gehe nicht zu weit mit der Behauptung, dass auch nächstes Jahr wieder die Einrichtung eines Bausparvertrages für eine Sport- und Kulturhalle verlangt werden wird, auch wenn heute Abend der Saal Reul auf den Weg gebracht wurde.

Was will ich damit sagen?

Es wäre an der Zeit zu überlegen, ob man nicht angesichts der Tasache, dass für manche Anträge seit Jahren einfach keine Mehrheiten zu finden sind, die „Ladenhüter“ für eine Weile aus dem parlamentarischen Prozess nimmt und den Kopf für neue, reizvolle Ideen freimacht. Das täte uns allen gut. Ich kann mich an manches Thema erinnern, dass uns in der Vergangenheit ebenso über Jahre begleitet hat, dann plötzlich aus der Debatte verschwand, ohne jemandem zu schaden – weder psychisch noch in Wählerstimmen gemessen.

Soweit mein Plädoyer für etwas mehr Frischluft.

Ich komme nun zur Bewertung des HH selbst.

Wir teilen nicht die Auffassung , dass sich die Hammersbacher Gemeindefinanzen „zunehmend düster“ entwickeln.

Die Lage ist seit Jahren relativ stabil. Wir können keine großen Sprünge machen und sind bei größeren Projekten – wie wir gesehen haben – auf den Kreditmarkt angewiesen. Das ist aber noch lange kein Drama. Unsere Verschuldung bleibt maßvoll, der Schuldendienst ist leistbar und wir sind weiter in der Lage, das Notwendige angemessen zu bewältigen. Man muss allerdings weiter sparsam wirtschaften und sich für Prioritäten entscheiden. Genau das hat der Gemeindevorstand bei der Vorlage des HH auch in diesem Jahr wieder getan.  

Unsere Sicht der Dinge will ich mit einigen Eckdaten kurz skizzieren:

Investitionen

Der vorgelegte Vermögens-HH sieht Investitionen von etwa 1.5 Mio. DM vor und gibt sich damit recht bescheiden. Dennoch werden die dringlichen und notwendigen Maßnahmen (Straßen, Wege, Bürgersteige, Kanalisation) weiter kontinuierlich angepackt. Es gibt keine unangebrachten „Mätzchen“. Die Investitionen werden zu einem kleinen Teil (330.000 DM) kreditfinanziert. Das ändert am Schuldenstand der Gemeinde nur sehr wenig.

Mit der Entscheidung für den Saal Reul ändert sich der Vermögenshaushalt allerdings deutlich. Er erreicht einen Umfang von fast 1,5 Millionen €. Aber auch damit sprengt er keineswegs die üblichen Grenzen.

Schulden

Trotz Millionen-Investitionen hat sich der Schuldenstand unserer Gemeinde in den vergangenen Jahren praktisch nicht verschlechtert. Wir liegen mit unserer moderaten Pro-Kopf-Verschuldung im Landesvergleich wie immer auf einem sehr ansehnlichen Platz. Selbst die Kreditaufnahme, die für das Projekt „Saal Reul“ notwendig wird, wirft uns nicht sehr weit zurück. Das zeigt ein Blick in die Vergleichsrechnung des Bundes der Steuerzahler auf Anhieb.

Rücklagen

Auch die Rücklagen der Gemeinde entwickeln sich nicht so, dass sich daraus eine Katastrophenszenario schreiben ließe. Ende 1988 betrug die Rücklage 621 TDM, Ende 1991 nur noch 581 TDM. Nach einem „Zwischenhoch“ 1994 (über 2,2 Mio. DM) fiel die Rücklage bis 1998 auf 526 TDM zurück. Im Jahr 2000 betrug sie dann wieder fast 1,5 Mio. DM. Bis zum Ende dieses Jahres wird sie auf  etwa 725.000 DM abgeschmolzen sein. In all diesen Jahren des Auf und Ab, auch den eher schlechteren, hat uns das Rechnungsprüfungsamt immer eine zufriedenstellende HH-Lage bescheinigt, und es nicht abzusehen, dass sich an dieser Bewertung etwas ändern wird.

Personal- und Sachkosten im Verw.-Haushalt

Der Anteil der Personalkosten am Verw.-HH lag bei der letzten Rechnungsprüfung Ende 1998 bei 26,1 % und damit in einem durchaus vernünftigen Rahmen. Jetzt liegt er bei 26,64 % und ist damit fast unverändert.

Das gilt auch für den Sachkostenanteil am Verw.-HH, der ja in der Regel als der Verschwendungs-Indikator gelesen wird. Der sächliche Verwaltungs- und Betriebsaufwand liegt in Hammersbach auch im kommenden Jahr nicht höher als bisher und als in andern vergleichbaren Kommunen. Es ist zwar insgesamt in den letzten Jahren eine leichte Steigerung der Ausgaben in absoluten Zahlen erkennbar, aber der Anteil am HH ist annähernd gleichbleibend. Der vom Bund der Steuerzahler ermittelte Wert der Sachausgaben pro Einwohner ist faktisch stabil.

Umlagen und Steuereinnahmen

Der Anteil der Umlagen im Verw.-HH steigt weiter kontinuierlich. Dem stehen zwar steigende Steuereinnahmen gegenüber. Aber an der eher unerfreulichen Gesamtbilanz der letzten Jahre ändert sich auch 2002 nichts. Seit 1996 stiegen die Umlagen fast doppelt so schnell an wie die Steuereinnahmen. Die Schere zwischen Mittelzu- und -abfluss öffnet sich weiter zu Ungunsten der Gemeinde. Nur eine kommunalfreundlichere Politik in Bund und Land, wie sie etwa der Hessische Städtetag - bisher leider erfolglos - fordert, könnte uns hier eine angemessenere Verteilung bescheren.

Fazit

Die HH-Lage ist seit vielen Jahren angespannt, aber weder chaotisch noch ausgesprochen düster. Wir sehen uns zur Sparsamkeit veranlasst, aber lassen uns durch knappe Mittel auch nicht lähmen. Das Notwendige muss getan werden und wird getan.

Der HH 2002 repräsentiert mit seinen Grundentscheidungen die Zielsetzungen der Hammersbacher Sozialdemokraten.

  •     Wir wollen die Hammersbacher Ortsteile in ihrem dörflichen Charakter bewahren - auch in diesen Rahmen gehört übrigens die Entscheidung für den Saal Reul - und mit Augenmaß weiterentwickeln.

  •     Wir wollen, dass alte Menschen und junge Familien mit ihren Kindern hier gern und gut versorgt leben, dass alle Kinder einen angemessenen Platz in unseren Einrichtungen finden, dass unsere Jugendlichen sich in Hammersbach zu Hause fühlen können und in Schwierigkeiten nicht alleine gelasssen werden. Deshalb halten wir so manche „freiwillige“ Leistung der Gemeinde für unverzichtbar und scheuen die politische Auseinandersetzung darüber nicht. (Unterstützung von Kinderkiste und Betreuender Grundschule, KOMPASS-Programm für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz)

  •     Wir wollen unsere Umwelt nachhaltig sichern und unsere Landschaft pflegen und weiter „aufwerten“.

Der HH 2002 leistet dazu einen „unspektakulären“, aber soliden Beitrag. Schon spektakulärer mag die Entscheidung für den Saal Reul erscheinen, aber auch sie sprengt keinesfalls den Rahmen.

Insgesamt kann die SPD für den HH des kommenden Jahres guten Gewissens eintreten. Der Haushalt 2002 setzt die richtigen Akzente in der wohl überlegten Verteilung der knappen Mittel und findet daher unsere Zustimmung.

Dem Gemeindevorstand und den Mitarbeitern in der Verwaltung möchte ich abschließend für die geleistete Arbeit im Namen der SPD-Fraktion herzlich danken.

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