Ein freudestrahlender Bürgermeister beim Auftakt der Bauarbeiten

 

Im Folgenden dokumentieren wir den Bericht der Frankfurter Neuen Presse:

 

     Erster Spatenstich für Autobahnanschlussstelle Hammersbach

     nach über 20-jährigem Leidensweg

   Illegaler Verkehr ausgebremst

 

Von Jürgen W. Niehoff

Hammersbach. 21 lange Jahre, von der Antragseinreichung im Jahr 1984 bis zum ersten Spatenstich jetzt Anfang Mai, hat es gedauert, bis endlich mit dem Bau der von der Region so lange herbeigesehnten Autobahnanschlussstelle Hammersbach begonnen werden konnte. Unter Beteiligung des hessischen Verkehrsminister Alois Rhiel (CDU) sowie von Bundes-, Land- und Kreistagsabgeordneten und auch Mitgliedern der Hammersbacher Gemeindevertretung, war bei der Feier zunächst nur von der Bedeutung und dem Nutzen der zukünftigen Anbindung der Region an das Autobahnnetz die Rede. Deshalb könne davon ausgegangen werden, dass die feierliche Einweihung des rund 3,5 Millionen Euro teuren Autobahnanschlusses nun auch schnell innerhalb der nächsten zwölf Monate stattfinden würde.

Das jedenfalls versprach Alois Rhiel an diesem regnerischen Morgen. Und da er nicht nur Verkehrsminister, sondern auch gleichzeitig Hessens Wirtschaftsminister sei, freue er sich «ganz besonders», dass mit dem Bau des Autobahnanschluss die Main-Kinzig-Gemeinde Hammersbach gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wolle, nämlich mit der Erschließung des Zubringers auch einen Kreisverkehr auf der örtlichen Landesstraße L 3195 zur besseren Anbindung der nahen Gewerbe- und Wohngebiete einzurichten.

Erst der Hammersbacher Bürgermeister Michael Göllner (SPD), der sein Amt im letzten Jahr angetreten hatte, klärte die vielen Gäste über die wahre «Leidensgeschichte» der Gemeinde mit der Anschlussstelle Hammersbach auf. «Mit dem heutigen Tag beginnt der Anfang vom Ende einer fast unendlichen Geschichte. Ein glückliches Ende, an das viele Menschen bei uns schon nicht mehr geglaubt haben,» begann Göllner seine Rede begleitet vom bestätigenden Kopfnicken der Einheimischen.

Im Jahr 1984, also vor 21 Jahren reichte die Gemeinde Hammersbach beim hessischen Verkehrsministerium den Antrag auf Errichtung der Autobahnanschlussstelle ein. Anlass waren vor allem das geplante Gewerbegebiet «Am Schulzehnten» und die damals schon hohe illegale Nutzung der ausgebauten Feldwege zur Tank- und Raststätte. Danach nahm der «normale Verwaltungslauf in Deutschland», so Bürgermeister Michael Göllner, seinen Lauf.

Die zuständigen Ämter führten die notwendigen Erhebungen und Untersuchungen durch. 1988 wurde dann festgestellt, dass die optimale Auffahrt eigentlich bei Neuberg liege. Doch wollte man nach der Studie auch Hammersbach und Langenselbold als Standorte nicht gänzlich ausschließen.

Daraufhin werden 1989 in Hammersbach Unterschriften für den neuen Anschluss gesammelt und der illegale Zubringer-Verkehr gezählt. Beeindruckende Zahlen kamen zum Vorschein: Innerhalb von nur 18 Stunden 1027 verbotene Fahrten auf der Westseite und 1077 auf der Ostseite, darunter 45 Busse und Lkw. Daraufhin wurde vom hessischen Verkehrsminister, damals noch Alfred Schmidt (SPD), eine offizielle Verkehrsuntersuchung angeordnet. Das Ergebnis war keine Überraschung, denn es unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit der Anschlussstelle Hammersbach. Allerdings könne mit dem Baubeginn erst in fünf Jahren gerechnet werden. Das wäre dann 1996 gewesen.

Im Zusammenhang mit der Deponieplanung in Neuberg geriet das Vorhaben 1992 dann plötzlich doch wieder ins Stocken. Und wiederum schrieb die inzwischen fast schon verzweifelte Bürgermeisterin Helga Meininger (SPD) an die damalige Landesregierung: «Der Autobahnanschluss ist mittlerweile Reizthema Nummer eins in unserer Gemeinde. Es fällt nicht immer leicht, den mündigen Bürgern zu erzählen, dass sich seit 1984 in dieser Angelegenheit nichts, aber auch gar nichts, außer Versprechungen bewegt hat.»

Maut-Misere brachte weitere Verzögerungen

Nach erneuten Untersuchungen begannen dann mit der in Deutschland notwendigen Akribie die zahlreichen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Das alles brauchte viele, viele Jahre, so Bürgermeister Göllner in seiner Aufzählung, bis endlich am 9. Januar 2003 der Planfeststellungsbeschluss im Rathaus eingegangen war. Erneute Verzögerungen traten dann aber durch die Maut-Misere ein, weil dem Bund dadurch plötzlich die Mittel für den Straßenbau fehlten.

«Mit dem 1. Spatenstich heute ist das nun alles Historie», freute sich Michael Göllner. Und dann reichten nicht einmal die zehn bereitgestellte Spaten für die fleißigen Hände, die alle an dem zügigen Umsetzen des Vorhabens beteiligt waren und denen Göllner für ihre tatkräftige Unterstützung deshalb ausdrücklich dankte.

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