Bildung von Anfang an - Landtagsabgeordneter Merz diskutiert mit Bürgern

„Bildung von Anfang an“ war der Titel einer Diskussionsveranstaltung, zu der die SPD Hammersbach vor wenigen Tagen in den Bürgertreff im Ortsteil Langen-Bergheim eingeladen hatte. Als Referent für dieses derzeit hochaktuelle Thema konnten die Hammersbacher Sozialdemokraten mit Gerhard Merz einen der landesweit profiliertesten Experten zu diesem Thema gewinnen. Gerhard Merz verfügt als familienpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und früherer Gießener Sozialdezernent sowohl über einen landespolitischen wie auch einen kommunalpolitischen Hintergrund. So konnte er auch in seinem Vortrag hoch interessante Aspekte zum Thema der frühkindlichen Bildung vermitteln.

Gerhard Merz erläuterte, dass der über alle Parteigrenzen hinweg anerkannte und gelobte Hessische Bildungs- und Erziehungsplan wichtige Erkenntnisse vermittelt und anspruchsvolle Zielsetzungen anstrebt, aber leider zu wenig tatsächliche Umsetzungshilfen für die Kommunen und die Grundschulen an die Hand gibt. Die Frage, ob ein gesellschaftlicher Bildungsauftrag schon im Kindergartenalter besteht oder ob dort nur reine Betreuung zu erfüllen ist, beantwortete Merz eindeutig: „Kinder können vom Tag ihrer Geburt an gar nicht anders als lernen. Deshalb gilt der Bildungsauftrag auch von Anfang an.“ Das bedeute aber nicht, dass im Kindergartenalter mit schulischen Mitteln oder gar Prüfungen Leistungsdruck erzeugt werden dürfe. Merz forderte, wesentlich mehr Mittel in die Bildung zu investieren. Hier liege die Zukunftschance Deutschlands im internationalen Wettbewerb. In diesem Zusammenhang lobte er ausdrücklich die Aktivitäten der Gemeinde Hammersbach. Betreuungszeiten, Flexibilität und die Gebührenstruktur von Kindergarten und Kinderhort suchten ihresgleichen für eine Kommune in dieser Größenordnung. Das Angebot an Hortplätzen sei enorm hoch. Auch die von der SPD beantragte Initiative für die Betreuung unter dreijähriger Kinder sei begrüßenswert, so Gerhard Merz. Ausdrücklich gab er Bürgermeister Michael Göllner Recht, der das Ziel der Gemeinde betonte, dass jedes Kind individuell von den Angeboten in den kommunalen Einrichtungen profitieren müsse. Ziel müsse es sein, so der Landtagsabgeordnete Merz, dass Bildungschancen für alle Kinder geöffnet werden. Unsere Gesellschaft könne es sich nicht leisten, auf das Talent  auch nur eines einzigen Kindes zu verzichten. In diesem Zusammenhang sei es auch wichtig, den Beruf der Erzieherinnen und Erzieher aufzuwerten und das Bild in der Öffentlichkeit zu korrigieren. Auch wenn das noch nicht jeder begriffen habe, seien die Zeiten längst passé, in denen dieser Beruf fälschlicherweise dafür stand, mit den Kindern lediglich nette Spiele zu veranstalten. In der frühkindlichen Bildung und Erziehung werde hoch anspruchsvolle Arbeit geleistet. Daher seien in fast allen europäischen Ländern die Fachkräfte in den Kindergärten mit den Lehrern sowohl in der Ausbildung, wie auch in der Bezahlung gleich gestellt.

In der sich dem Vortrag anschließenden regen Diskussion, die der Hammersbacher SPD-Fraktionsvorsitzende Wilhelm Dietzel leitete, wurde ein breites Themenspektrum angesprochen. Deutlich kam dabei zum Ausdruck, dass die Begriffe „lernen“ und „Kind-sein“ keine Gegensätze sind, sondern untrennbar zusammengehören. Als schwierig wurde von vielen Beobachtern eingestuft, dass Kindergarten und Schule organisatorisch in keinem Zusammenhang stehen. Während für den Kindergarten und den Kinderhort die Kommunen die Zuständigkeit haben, sind es bei der Schule mit dem Kreis, der als Schulträger für das Gebäude die Verantwortung hat, und dem staatlichen Schulamt als Landesbehörde gleich zwei Ebenen, die sich die Zuständigkeiten teilen.

Zum Schluss der mehr als zweistündigen angeregten Diskussion fasste Wilhelm Dietzel die herausragende Bedeutung dieses Themenbereichs für die Kommunalpolitik zusammen und bedankte sich sowohl bei Gerhard Merz als Referenten wie auch beim hoch engagierten Publikum für die lebhaften und fundierten Redebeiträge.

zurück