Bernd Reuter zu Gast in Hammersbach

Provokante Thesen auf der Mitgliederversammlung der SPD Hammersbach

Als prominenten Gast hatte  die Hammersbacher SPD zu  ihrer letzten Mitgliederversammlung Bernd Reuter eingeladen. Die Sozialdemokraten wollten die eine oder andere Begebenheit aus Reuters langjährigem Wirken als Abgeordneter des deutschen Bundestages hören. Doch auch die aktuelle politische Lage nach der Hessenwahl wurde intensiv diskutiert.

Reuter forderte, die Bezirke Hessen Süd und Hessen Nord zu einem schlagkräftigen Landesverband zusammenzuführen. Die zukünftige Besetzung von Fraktions- und Parteispitze mit jungen Leuten sei ein Schritt in die richtige Richtung.  

Auch auf  Kreisebene solle die SPD  rechtzeitig einen geeigneten Nachfolger für den ausscheidenden Landrat Eyerkaufer aufbauen, empfahl er. Die Entscheidung über die neuen Kfz-Kennzeichen  bezeichnete Bernd Reuter hingegen schlichtweg als Blödsinn. „Ein Auto-Schild kann nur unwesentlich zur Identifikation des Kreises beitragen.“, so Reuter wörtlich. Auch der Bau des neuen Kreistages sei in Zeiten der Computervernetzung Geldverschwendung. „Wie viel Synergieeffekte muss man nutzen, um Baukosten von 40 Millionen Euro wieder herauszuholen?“, fragte er sich.

Reuter bestärkte Bundeskanzler Schröder, im Irak-Konflikt die Haltung der Bundesrepublik nicht aufzugeben. „Hussein ist ein Schuft, aber mit einem Krieg trifft man auch viele tausend Frauen und Kinder, die unschuldig in den Krieg hineingezogen werden“, so Reuter.

Zur Politik in Berlin forderte der ehemalige Bundestagsabgeordnete wieder eine Stärkung des Parlaments. Zuviel Politik würde in Kommissionen, an runde Tische und in Talkshows verlagert. Es sei auch nicht gut, dass Ideen während ihrer Beratung häppchenweise an die Presse weitergegeben werden. Die Wähler würden damit verunsichert. „Die Leute sind bereit Lasten auf sich zu nehmen, sie wollen aber wissen wo es lang geht, und nicht heute dies und morgen jenes in der Zeitung lesen.“

Politik müsse auch wieder von unten nach oben gemacht werden, damit „die da oben“ wissen, wo dem Volk der Schuh drückt. „Die Ortsvereine müssen wieder anfangen über Landes- und Bundespolitik zu diskutieren und nicht immer nur ihr eigenes Süppchen kochen“, so ein weiteres Fazit von Bernd Reuter.

Zum Abschluss des Abends erzählte Bernd Reuter noch die eine oder andere Episode aus seinem langjährigen Wirken als Bundestagsabgeordneter. Etwa wie er als Schriftführer in seiner unvergleichlichen oberhessischen Art im Bundestag Schill nach dem Ende seiner Redezeit vom Podium wies. Aber auch wie er in San Salvador bei den Friedensfeierlichkeiten plötzlich von lauter Guerillas mit Maschinenpistolen umringt war und wie er dennoch wieder wohlbehalten aus dieser Situation herauskam.

Er berichtete von zwei Besuchen in Cuba, wo er Fidel Castro als zwar faszinierenden, charismatischen Menschen kennen lernte, der jedoch in vielen Bereichen den Bezug zur Realität verloren habe. Und wie ein mitgereister Abgeordneter von der CSU Angst hatte, nach dem offiziellen Besuch des berühmten Tropicana von seiner Frau zum Beichten geschickt zu werden.

Die Hammersbacher Sozialdemokraten waren sich am Ende des Abends einig, dass diese Mischung aus deutlichen Worten zur Politik und anschaulichen Anekdoten zu einem rundum gelungenen Abend beigetragen hatte.

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