SPD für Neuansatz in der kommunalen Jugendarbeit

Bei einem Ortstermin am Jumix-Spielplatz in Marköbel verschaffte sich die Hammersbacher SPD-Fraktion letzte Klarheit: in der kommunalen Jugendarbeit ist ein Neuansatz fällig. Nach einem Rundgang über das Gelände und einem Gespräch mit Jugendlichen am Basketballplatz fand in der letzten Fraktionssitzung der Sozialdemokraten vor der Sommerpause ein längerer Diskussionsprozess seinen Abschluss.

Ortsbesichtigung am Spielplatz Marköbel mit Mitgliedern von Fraktion und Vorstand

 

Mit einem Antrag an die Gemeindevertretung will die Hammersbacher SPD jetzt die Jugendarbeit auf neue Füße stellen. Dazu soll die AWO Hessen Süd als Träger ins Boot geholt werden. „In einer ‚Familienfreundliche Kommune’ darf keine Generation vergessen werden. Das muss auch für die Hammersbacher Jugend gelten.“, heißt es in der Antragsbegründung.

Die kommunale Jugendarbeit, so konstatieren die Sozialdemokraten, befinde sich in einem stetigen Veränderungsprozess. Ansätze, die vor wenigen Jahren noch von großer Bedeutung für die Kinder und Jugendlichen waren, seien heute zum Teil kaum noch gefragt. Die von der SPD beantragte und  im vergangenen Jahr durchgeführte Studie über das Freizeitverhalten von Jugendlichen in Hammersbach gebe hierüber an vielen Stellen Aufschluss. Vor allem das veränderte Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen spiele eine große Rolle. Freizeitaktivitäten, insbesondere durch die Verfügbarkeit neuer Medien, hätten sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Angebote der kommunalen Jugendarbeit, so das Fazit, wurden daher in den vergangenen Jahren immer weniger genutzt. „Wir beobachten eine geteilte Entwicklung“, erläutert die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Birgit Speicher-Kiefer, „die Ferienspiele für Kinder im Grundschulalter, die hier die Schule besuchen und ihre Freizeit in der Gemeinde verbringen, erfreuen sich nach wie vor größter Beliebtheit, aber die Nachfrage nach den Angeboten für Jugendliche ist immer weiter zurückgegangen.“ Auch die Versuche, über ein eingeschränktes Angebot durch Honorarkräfte im Jumix ein Sockelangebot zu halten, seien leider gescheitert.

Die Gemeinde Hammersbach hat auf diese Veränderungen bereits reagiert. Der bisherige hauptamtliche Jugendpfleger wurde im Hortbereich eingesetzt, denn dort wurde das Angebot erheblich ausgebaut. „Durch diese Entscheidung“, so die SPD, „wurde dem dringenden Bedürfnis der Familien nach einem Ausbau von Hortplätzen Rechnung getragen.“ Zugleich werde hier nun wichtige Kinder- und Familienarbeit dort geleistet, wo die Kommune noch direkten Kontakt und Einflussmöglichkeiten habe. Das Angebot gehe in Kooperation mit der Grundschule weit über eine bloße Betreuung hinaus und erfülle auch Aufgaben einer Schulsozialarbeit.

„Dennoch bleibt die Aufgabe, Beiträge zu einer Verbesserung der Lebenswelt von Jugendlichen zu leisten und ihnen Angebote zur sinnvollen Freizeitgestaltung zu machen. Jugendliche, die Probleme haben, müssen ‚aufgefangen’ werden, und Jugendlichen, die in keinem Verein oder einer anderen Einrichtung ihren Platz gefunden haben, muss ein Angebot unterbreitet werden, das ihre Interessen aufgreift.“, schreiben die Sozialdemokraten.

Die Neukonzeption der Jugendarbeit will die Hammersbacher SPD gemeinsam mit der AWO Hessen Süd in Angriff nehmen. Die AWO ist als Träger der kommunalen Jugendarbeit bereits erfolgreich in Niederdorfelden, Büdingen, Altenstadt und Wölfersheim tätig. „Die AWO kann uns ein überzeugendes und vielseitiges Angebot machen“, so die Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Sport, Kultur und Soziales Bettina Kraft, „denn sie verfügt über einen breiten Personalpool, kann auf überregionale Ressourcen  zurückgreifen und die Jugendarbeit mehrerer Gemeinden vernetzen. Damit ist sie so flexibel und leistungsfähig, wie wir uns das wünschen. Sie kann sich auf Veränderungen im Freizeitverhalten und die Bedürfnisse der Jugendlichen leichter einstellen als das knappe Personal einer kleinen Gemeinde.“

Bei der Übernahme des Betriebs der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit erstellt die AWO eine Konzeption, die während der Laufzeit stetig weiterentwickelt wird, und sie stellt ihre fachlich qualifizierten Mitarbeiter/innen ab. Die Gemeinde erstattet der AWO die Personalkosten und stellt pauschale Sachmittel für die Jugendarbeit zur Verfügung. Für die Gemeinde liegen die Vorteile gegenüber einer Organisation über eigenes Personal auf der Hand: sie muss nicht selbst dauerhaft Personal einstellen und sie profitiert bei der Konzepterstellung von externem Sachverstand und einem großen Erfahrungsschatz. „Wir sind überzeugt, dass damit eine tragfähige Grundlage für eine gute Jugendarbeit in den nächsten Jahren gefunden wurde. Für die Hammersbacher Jugend gibt es wieder die Aussicht auf ein vielseitiges und interessantes Freizeitangebot.“, so Fraktionsvorsitzender Wilhelm Dietzel.

Dass die SPD-Fraktion auch im Detail ernst macht, zeigte sie gleich beim Spielplatz-Rundgang. Der rege genutzte Basketballplatz fiel ins Auge, weil er sichtbar in die Jahre gekommen ist. Nach dreißig Jahren zeigt der ehemalige Rollschuhplatz einige Risse und Aufblühungen im Asphalt auf, und die Basketball-Markierungen sind weitgehend verblasst. Bürgermeister Michael Göllner, der mit der Fraktion zum Ortstermin gekommen war, sagte für die Markierung des Basketballplatzes Soforthilfe zu, damit in den Sommerferien das Spielfeld besser genutzt werden kann. Für eine vollständige Renovierung des Platzes will die SPD Fraktion mit einem entsprechenden Antrag in der Gemeindevertretung sorgen.

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