Chancen einer kleinen Gemeinde in einer großen Region

Vor interessiertem Publikum diskutierten Bürgermeister Michael Göllner und der ehemalige Verbandsdirektor des Planungsverbandes Rhein-Main, Stephan Wildhirt, über die Regionalpolitik in der Region Frankfurt / Rhein-Main und die Zukunft kleiner Gemeinden wie Hammerbach.

„Hammersbach, eine kleine Gemeinde in der großen Region“, so eröffnete Bürgermeister Michael Göllner den Diskussionsabend mit Stefan Wildhirt. Wildhirt war lange Jahre Verbandsdirektor des Planungsverbandes Frankfurt/Rhein Main. Er hat die Entwicklung der Region aktiv und engagiert mitgestaltet. Für die Frage nach Zukunftsstrategien für die Region und nach dem Platz kleinerer Gemeinden wie Hammersbach war Wildhirt daher genau der richtige Gesprächspartner.

Nach einer kurzen Vorstellung des Planungsverbandes entwickelte sich ein Gespräch zwischen Michael Göllner und Stefan Wildhirt über die Bedeutung des Planungsverbandes in der Region. Für Wildhirt geht die Entwicklung der Metropolregion Frankfurt zu langsam voran. Die Entscheidungsprozesse seien zu umständlich und langwierig. Er machte dies am Beispiel des regionalen Flächennutzungsplans deutlich. Der muss am Ende nicht nur von der Verbandskammer genehmigt werden, sondern auch von der Regionalversammlung Südhessen. Hier stimmen dann auch Vertreter aus Landkreisen, die gar nicht im Plangebiet liegen, über die Flächennutzung im Ballungsraum ab. Dadurch, dass zu viele Interesen berücksichtigt werden müssten, käme die Region nicht voran, kritisiert Wildhirt.

Michael Göllner verwies auf das Leitbild des Planungsverbandes, nach dem vor allem die Zentren müssen gestärkt werden sollen. Was könne da Hammersbach erwarten, das am Rande des Planungsverbandes liege? Wildhirt konnte hier die Sorgen des Bürgermeisters entkräften. Mit den Zentren sei nicht nur Frankfurt gemeint, sondern auch die Verkehrsachsen in der Region, und an einer dieser Verkehrsachsen liege Hammersbach – mit entsprechend guten Entwicklungsmöglichkeiten.

Göllner stellte daraufhin die Planungen für ein interkommunales Gewerbegebiet vor, bei dem die Kommunen Hammersbach, Limeshain, Büdingen und Altenstadt gemeinsam ein Gewerbegebiet entwickeln wollen, um sich bei der Vermarktung von Gewerbeflächen nicht gegenseitig zu schaden. Wildhirt nannte die Pläne beispielhaft für die Zusammenarbeit zwischen Kommunen. Die Regionalparkroute Hohe Straße zeige, dass so eine interkommunale Zusammenarbeit auch funktioniere. Auch hier ist Hammersbach beteiligt.

Bürgermeister Göllner konnte noch von einem weiteren Projekt berichten, das nur mit mehreren Kommunen zu realisieren sei. Gemeinden wie Hammersbach seien für die klassischen Seniorenheime zu klein. Für kleinere Einrichtungen aber fände sich kein Betreiber, weil diese Einrichtungen zu unwirtschaftlich seien. Hier könne mit anderen kleinen Kommunen ein Modell entwickelt werden, bei dem ein Betreiber mehrere Einrichtungen betreue und so Synergieeffekte erziele. Hier sei man in der Planung. Ein Gelände in einer großen Hofreite habe man bereits im Blick. So könnten Senioren ihren Lebensabend mitten im Ort verbringen, und nicht am Rande auf der grünen Wiese.

Aus aktuellem Anlass wollte Göllner noch wissen, warum im regionalen Flächennutzungsplan keine Flächen für Windkraftanlagen mehr ausgewiesen seien. Stefan Wildhirt musste hier weiter ausholen. Mann wollte ursprünglich sehr wohl Flächen für Windkraft ausweisen. Nach einem objektiven Auswahlverfahren mit verschiedenen Parametern, wo denn Windparks entstehen könnten, kam der Flächennutzungsplan in die Beratung. Aus politischen Gründen sollten aber schließlich immer mehr Flächen gestrichen werden. Der Planungsverband gab hier nach, und übrig blieben so wenig Flächen, dass der Plan am Ende nicht mehr genehmigungsfähig war. Deshalb nahm man die Windvorrangflächen wieder ganz aus dem Flächennutzungsplan. Bis zu einer genehmigungsfähigen Lösung dürfe nun jeder, der Windräder bauen wolle, sich beliebige geeignete Flächen aussuchen.

Bürgermeister Michael Göllner bedankt sich zum Schluss bei Stefan Wildhirt für das anregende und informative Gespräch. Auch die zahlreichen Zuhörer im Historischen Rathaus von Marköbel fanden die Veranstaltung gelungen und gaben den beiden Gesprächspartnern reichlich Applaus.

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